30. Mai 2013
Ein Sturmpartner für Anthony Ujah: sechstes Mitglied unserer „Elf gegen Rassismus“
Rückennummer 9 - Kevin Kurányi
„…man kann von jeder neuen Kultur, jeder neuen Sprache unheimlich viel profitieren“. Kevin Kurányi über Rassismus und Vorurteile
Als sechstes Mitglied unserer „Elf gegen Rassismus“ stellen wir euch heute den Stürmer mit der Rückennummer 9 vor: Kevin Kurányi.
Der gebürtige Brasilianer, 31, mit den drei Staatsangehörigkeiten (brasilianisch, deutsch, panamaisch), startete seine Karriere in Brasilien im Alter von sechs Jahren. Er war abwechselnd in Brasilien
und Panama unter Vertrag, bis er 1997 zum VfB Stuttgart wechselte, wo er von der B Jugend bis ins Profiteam kam. 2005 verließ er Stuttgart, um für den FC Schalke 04 zu spielen und seit 2010 steht der
Stürmer beim FK Dynamo Moskau unter Vertrag und erzielte dort bereits 32 Tore. Von 2002 bis 2008 war er Teil des deutschen Nationalteams. Zu Kevin Kurányis Erfolgen zählen darüber hinaus die
dreifache deutsche Vizemeisterschaft, der DFL Ligapokalsieg und die Vizeeuropameistschaft.
Unten findet Ihr das Interview.
Viel Spaß beim Lesen!
Kevin, inwiefern begegnet dir Rassismus im Alltag? Wurdest du schon einmal persönlich (rassistisch) diskriminiert oder beleidigt und wie hast du in der Situation reagiert?
Mir persönlich ist Rassismus Gott sei Dank noch nie begegnet. Es gab aber die eine oder andere Situation, in der Freunde von mir rassistisch beleidigt wurden. Falls es mir mal passiert, hoffe ich,
besonnen und schlagfertig zu reagieren.
Gibt es Rassismus im Fußball?
Leider ja. Es gab Spiele, in denen Mitspieler mit dunkler Hautfarbe von den gegnerischen Fans attackiert wurden. Es ist zwar nicht so, dass einem das jede Woche begegnet, aber auch jeder noch so
kleine und vereinzelte Fall ist einer zu viel.
Warum gibt es deiner Meinung nach Rassismus? Und was ist für dich Diskriminierung?
Rassismus entsteht, wenn Menschen nicht weltoffen genug sind. Manche Personen vertrauen einfach blind den verbreiteten negativen Klischees in der Gesellschaft, nach dem Motto: ,Wen ich nicht kenne,
kann ich nicht trauen’. Alles was fremd oder anders ist, wird sofort kritisch beäugt. Leider fehlt Ihnen schlicht und ergreifend die eigene Erfahrung, um es besser zu wissen. Ich bin fest davon
überzeugt, dass jeder Mensch seine Angst und den Hass vor fremden Kulturen verlieren kann, wenn er direkt mit den Leuten und ihrer Lebensweise in Berührung kommt.
Hat der Rassismus deiner Ansicht nach in der Gesellschaft nachgelassen oder zugenommen?
Puh, das ist schwer einzuschätzen. Ich glaube, und hoffe, dass Rassismus in der Gesellschaft etwas abgeebbt ist und seltener vorkommt. Mir kommt es aber so vor, dass die Medien heute noch sensibler
als früher auf das Thema reagieren und über jeden einzelnen Fall intensiv berichten. Dadurch ist das Thema im Alltag immer noch stark präsent – und das ist ja auch extrem wichtig!
Wie ist dein Rat für Jugendliche, wenn sie mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert werden?
Wenn so etwas in einer Mannschaft vorkommt, dann gilt es, den Mund aufzumachen, schnell Hilfe und Rat zu suchen. Das ganze Team muss geschlossen hinter dem angegriffenen Jugendlichen stehen und ihn
unterstützen. Jede Form von Diskriminierung darf nicht toleriert werden. Der entsprechende Spieler muss darauf angesprochen und gemeinsam versucht werden, erfolgreich Überzeugungsarbeit zu
leisten.“
Du spielst mit Spielern aus verschiedenen Kulturen und Nationen zusammen, hast du von Mitspielern schon einmal etwas gelernt oder persönlich davon profitiert?
Na klar! Ich bin von Natur aus stets neugierig. Durch meinen eigenen Lebensweg habe ich gelernt, dass man von jeder neuen Kultur, jeder neuen Sprache unheimlich viel profitieren kann – wenn man sich
eben darauf einlässt.
Warum zeigst Du Rassismus und Diskriminierung die Rote Karte?
Weil es höchste Zeit wird, dass Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr spielen.
Warum denkst Du, dass insbesondere bekannte Sportler_innen helfen können, Vorurteile und Rassismus zu bekämpfen?
Weil sie dank ihrer Popularität Kindern und Jugendlichen ein gutes Beispiel geben können.
Kevin, vielen Dank für das Interview!