02. Juli 2013
Rückennummer 2 - Roberto Hilbert
Verstärkung aus Istanbul für unsere Elf gegen Rassismus
Wieder sind elf Tage vergangen und wir präsentieren euch den nächsten Spieler in „Unserer Elf gegen Rassismus“: Roberto Hilbert.
Der 29- Jährige Mittelfeldspieler Roberto Hilbert hat in seiner Karriere schon für zahlreiche Vereine gespielt. In seiner Jugendzeit war er beim SpVgg Jahn Forchheim, dem 1. FC Nürnberg und dem SpVgg
Greuther Fürth. Seine Profikarriere begann 2002, als er in die Bayernliga zum 1. SC Feucht wechselte. Nachdem er für zwei Jahre erneut bei SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag stand, wechselte er in
der Saison 2006/07 zum VfB Stuttgart. Diese entwickelte sich zur bislang erfolgreichsten seiner Karriere: Er sicherte sich einen Stammplatz, wurde in allen Spielen der Saison eingesetzt, stand mit
dem VfB im Finale des DFB-Pokals und gewann die Deutsche Meisterschaft. Seit 2010 spielt Roberto Hilbert für den türkischen Traditionsclub Beşiktaş Istanbul.
Außerdem bestritt Roberto Hilbert 12 Spiele in der deutschen U21-Nationalmannschaft und 8 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft.
Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung hat Roberto Hilbert sowohl auf dem Fußballplatz als auch im Privaten schon gemacht, wie er uns im Interview verrät. Deshalb engagiert er sich aktiv gegen
Rassismus und Diskriminierung, denn „…alle Menschen gleich sind, völlig unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Und weil man gegen Dummheit einfach ankämpfen muss.“
Wurdest du persönlich schon einmal (rassistisch) diskriminiert oder beleidigt? Wie hast du dich gefühlt?
Ich noch nicht – aber meine Frau stammt aus Eritrea, deshalb bekomme ich solche Vorfälle leider immer wieder aus nächster Nähe mit. Das ist ein Gefühl aus Schock, Wut und Trauer. Weil ich einfach
nicht nachvollziehen kann, wie man so denken kann.
In welcher Form begegnet dir Rassismus in deiner Sportart?
Es gibt im Fußball leider noch immer manchmal diese unsäglichen, dummen Affen-Geräusche bei dunkelhäutigen Spielern. Ich selbst wurde auf Grund meines etwas südländischen Aussehens auch selbst schon
als Scheiß-Kanake bezeichnet. Wenn es geht, stelle ich die betreffende Person zur Rede.
Warum gibt es deiner Meinung nach Rassismus? Und was ist für dich Diskriminierung?
Das ist schwierig zu sagen, weil ich diese Denkweise weder nachvollziehen, noch akzeptieren kann. Ich glaube, dass es oft mit Unzufriedenheit zu tun hat. Dass jemand gesucht wird, der vermeintlich
unter einem steht und an dem man seine Wut auslassen kann. Aber ganz ehrlich: Der Grund ist mir egal – das ist einfach absolut inakzeptabel und nicht zu entschuldigen.
Hat der Rassismus deiner Ansicht nach in der Gesellschaft nachgelassen oder zugenommen?
Subjektiv habe ich das Gefühl, dass es eher mehr geworden ist. Leider.
Dein Rat: Was können Jugendliche tun, wenn sie mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert sind?
Von außen ist es immer einfach, schlaue Tipps zu geben. Aber ich habe schon selbst erlebt, wie ohnmächtig und geschockt man sich teilweise fühlt. Man sollte es aber nicht einfach hinnehmen und sich
im Zweifel an jemanden von außerhalb wenden, der Hilfestellung bieten kann.
Du spielst mit Spielern aus verschiedenen Kulturen und Nationen zusammen, hast du von Mitspielern schon einmal etwas gelernt oder persönlich davon profitiert?
Selbstverständlich. Ich lerne und profitiere in vielerlei Hinsicht davon. Wir tauschen uns aus, lernen etwas über die Sprache und die Kultur des anderen, hinterfragen auch eigene, eingefahrene
Denkmuster. Das ist bei mir ja nicht nur mit Mitspielern so. Meine Familie und ich leben ja auch in Istanbul. Da sammeln wir Erfahrungen, die prägen – und unbezahlbar sind.
Ich zeige Rassismus und Diskriminierung die Rote Karte, weil…
… alle Menschen gleich sind, völlig unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Und weil man gegen Dummheit einfach ankämpfen muss.
Sportler_innen können helfen, Vorurteile und Rassismus zu bekämpfen, weil…
… wir in der privilegierten Situation sind, auf Missstände öffentlich aufmerksam zu machen. Wir haben die Möglichkeit, dass man uns zuhört – die sollte man auch nutzen!